Agenda 2030. Bildung und Nachhaltigkeit
Ein universitäres Theorie-Praxis-Projekt in der Lehramts(aus)bildung mit verstärkter inner- und außeruniversitärer Vernetzung

zQSL-Projekt, Laufzeit 01.10.2018 bis 30.09.2020

Im September 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Agenda 2030 mit den Sustainable Development Goals (SDGs). Ob saubere Energie, der Schutz der Meere, Maßnahmen zum Klimaschutz oder die Verringerung von Armut, Hunger und Leid, der Abbau von Ungleichheiten und die Etablierung menschenwürdiger Arbeits-, Konsum- und Produktionsstrukturen – die 17 SDGs stecken die immensen Aufgaben und Probleme auf dem Weg in eine nachhaltige Weltgesellschaft weitläufig ab.

Unter Ziel 4 der 17 SDGs findet sich der Anspruch auf eine gerechte, inklusive und hochwertige Bildung – doch geht es um mehr: Als Antwortversuch auf eine planetare Krise ist Nachhaltigkeit mit einem enormen pädagogischen Anspruch verbunden und muss daher ins Verhältnis zu ihren realpolitischen Umsetzungsbedingungen und -möglichkeiten gesetzt werden, um überhaupt nach den damit einhergehenden pädagogischen Anforderungen und Umgangsweisen fragen zu können. Denn der pädagogische Auftrag besteht darin, zu der als notwendig erachteten Veränderung von Bewusstsein, Einstellungen und Verhalten aller Menschen weltweit beizutragen. Nachhaltigkeit erhält damit den Rang einer übergeordneten Bildungsbestimmung, nämlich als neue umfassende humane Leitkategorie menschheitlicher Entwicklung.

Das Projekt 'Agenda 2030. Bildung und Nachhaltigkeit' fokussierte innerhalb der Lehramts(aus)bildung daher gerade die Verbindung von MINT und GEIST Fächern als sachangemessene Basis, um die Themen-, Problem- und Handlungsfelder einer zerstörerischen, eben nicht-nachhaltigen Entwicklung in unterrichtspraktischer Perspektive in den Blick zu bekommen. In Analogie zum Verstehen der Naturwissenschaften zielte dieses Projekt auf einen „Blickwechsel„ (Bierbaum, Euler 2009), der Wege für ein Zusammenwirken der Fachdisziplinen öffnet, um für die Nachhaltigkeitsproblematik zu sensibilisieren.

Bei der Frage der Vermittlung von BNE in der Lehrer_innen(aus)bildung geht es dabei zentral um zweierlei:

Zum einen gilt es das Verstehen der Nachhaltigkeit als zeitangemessenes globales normatives Leitbild und (bildungs)politisches Programm zu ermöglichen und zum anderen die komplexen Themen-, Problem- und Handlungsfelder der nichtnachhaltigen Entwicklung sachlich und fachlich präzise an exemplarischen Beispielen einzusehen. Hierzu können die 17 SDGs didaktisch analysiert und unterrichtspraktisch produktiv gemacht werden. Beides dient dazu, in jeweilig spezifischen Rekonstruktionen über den Nachvollzug der Entstehung und Analyse der Nachhaltigkeitsprobleme den Zusammenhang der ökologischen, ökonomischen und sozialen Krisen im Lichte ihrer Überwindung zu verstehen. Allerdings stößt dabei die notwendig interdisziplinäre Er- und Verarbeitung der unter dem Begriff der Nachhaltigkeit versammelten Problemfelder in Schule und Hochschule auf strukturelle und theoretisch-disziplinäre Hemmnisse, die bewusst zum Gegenstand pädagogischer Praxis gemacht werden müssen.

Im Rahmen des Projektes wurden Seminare auf die Höhe der weltpolitischen Beschlusslage der UN-Planungen gebracht, die nach der Bildungsdekade 2005 bis 2014 ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ (BNE) und dem anschließenden Weltaktionsprogramm (bis 2019) nun mit der Agenda 2030 und den 17 SDGs als Konsequenz aus der pädagogischen und politischen Evaluation des letzten Jahrzehnts über die unterschiedlichen Phasen der Lehrer_innenbildung hinweg in das Studium zu implementieren ist.

Die Schwierigkeiten der Implementierung einer ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ in das Bildungssystem aufgreifend, wurden über die theoretische Fundierung und Konkretisierung des Bildungskonzepts der BNE neue (fach)pädagogische Zugänge zum Themenfeld der „Nichtnachhaltigkeit“ eröffnet und in Kooperation mit außeruniversitären Institutionen der Lehrer_innenbildung (Schule / Studienseminar / Hessisches Kultusministerium) Universitätsseminare für Lehramtsstudierende entwickelt. In enger inhaltlicher Zusammenarbeit mit dem QSL-Projekt „Historische Zugänge zum Verstehen der Chemie. Ein universitäres Theorie-Praxis-Projekt für die MINT Lehramts(aus)bildung mit Projektpartnern aus dem Vorbereitungsdienst“ und den Verantwortlichen für das Pflicht-Modul „Pädagogisches Verstehen von Naturwissenschaft und Nachhaltigkeit“ (VeNN) in der Qualitätsoffensive MINTPlus der TUD wurden die Evaluationsergebnisse und Erkenntnisse in neuartigen Seminarangeboten fruchtbar gemacht und die strukturelle Vernetzung in allen Phasen der Lehrer_innenbildung vorangetrieben.