Promotionsprojekte

Im Folgenden wird ein Überblick über alle laufenden und abgeschlossenen Promotionsprojekte des Arbeitsbereichs Berufspädagogik gegeben.

Nico Dietrich

Laut der Studieneingangsbefragung des Evaluationsteams Mintplus ist zum Zeitpunkt des ersten Semesters ein Großteil der Studierenden überzeugt davon, bereits der geborene Lehrer / die geborene Lehrerin zu sein. In der geplanten Arbeit ist der Frage nachzugehen, welche Begründungen die Studierenden hinsichtlich dieser Überzeugung darlegen. Es gilt herauszufinden, woher diese sehr positive Selbsteinschätzung rührt und welchen Einfluss ebendiese auf das Lehramtsstudium hat, sodass diese Einstellung gefördert oder hinterfragt werden kann. Dem nachgegangen werden soll mittels Einzel- oder Kleingruppeninterviews, in denen die Einstellung der Studierenden zum Lehrer*innenberuf tiefgreifender eruiert und der individuelle Prozess der Berufswahlentscheidung Lehramt, auch in Hinblick auf ihre Biographie, Motivation und Reflexionskompetenz beleuchtet wird.

Anna Gölz

Seit 2023 kann die Qualifikation zur Berufsausübung als Hebamme in Deutschland ausschließlich durch ein Bachelorstudium erworben werden. Dem ging eine Übergangsphase voraus, in welcher interessierte Hebammen ergänzend zu ihrem Ausbildungsabschluss ein hebammenspezifisches oder fachfremdes Studium absolvierten. Ihre berufliche Laufbahn ist Gegenstand des Promotionsvorhabens, nämlich den Einfluss eines Studiums auf die Berufstätigkeit einer akademisierten Hebamme zu reflektieren und in den Professionalisierungsprozess des Hebammenwesens einzuordnen.

Die kooperative Betreuung durch Frau Prof. Dr. Ziegler (Technische Universität Darmstadt) mit dem Schwerpunkt der Professionalisierung und Frau Prof. Dr. Greening (Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen) mit dem Schwerpunkt der Hebammenwissenschaft vereint und bereichert, die für das Projekt relevanten Perspektiven.

Sevil Mutlu

Jugendliche entwickeln berufliche Präferenzen durch die intuitive Übereinstimmung ihres Selbstkonzepts mit Berufskonzepten, die Aspekte wie Personen, Gender, Tätigkeiten, Prestige und Realisierbarkeit umfassen (Gottfredson, 1981-2005; Ratschinski, 2009; Steinritz et al., 2016; Engin, 2016). Berufe dienen dabei als Projektionsflächen für ihre soziale und personale Identität (Gildemeister & Robert, 1987; Howard & Walsh, 2010; Watson & McMahon, 2019). Häufig schließen Jugendliche eher bestimmte Berufe aus, als konkrete Berufsziele zu formulieren („Ausschlusslogik“) (Gottfredson, 1981-2005; Mutlu et al., 2024). Ihre Berufswahlneigung wird stark von den erwarteten Reaktionen ihres sozialen Umfelds beeinflusst (Eberhard et al., 2015; Matthes, 2019; Oeynhausen & Ulrich, 2020). Berufliche Aspirationen entwickeln sich somit im Spannungsfeld von Identifikation und dem Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Berufe, die diese Bedürfnisse nicht erfüllen, werden nicht gewählt.

Hier setzt das Konzept der „Anerkennungssensiblen Berufsorientierung“ an. Der Workshop „Logiken der Berufswahl“ wurde im Rahmen der BIBB-TUDa-Berufsorientierungsstudie eigens von den beiden Institutionen konzipiert, um zu untersuchen, ob Jugendliche durch die Reflexion ihrer (unbewussten) Anerkennungsbedürfnisse im Berufswahlprozess kognitiv und motivational aktiviert werden können und unter welchen Bedingungen dies gelingen kann.

Elisabeth Rotter

Aufgrund der zunehmenden Veränderungen durch den verstärkten Einsatz von digitalen Technologien wandelt sich die Arbeits- und Berufswelt. Hierfür bieten Serious Games ein großes Potenzial für die betriebliche Weiterbildung, da sie individualisierte Angebote ermöglichen, die den Bedürfnissen der Nutzer:innen angepasst werden können und durch den spielerischen Charakter die Lernmotivation erhöhen. Zudem können sie komplexe Situationen aus der Praxis simulieren, wie bspw. den Umgang mit Maschinen in Nicht-Routine-Situationen, ohne dabei den Betriebsablauf zu stören und unterstützen den Umgang mit neuen Technologien nicht nur inhaltlich, sondern auch praktisch. Dennoch bleibt der Einsatz von Serious Games gering. Ziel dieser empirischen Arbeit ist daher die Untersuchung der Potenziale von Serious Games für die betriebliche Weiterbildung.

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Caroline Tittel

Im Rahmen ihrer laufenden Promotion untersucht Caroline Tittel die Verknüpfung der Entscheidungstheorie mit der Beratungspraxis. Mithilfe von Erkenntnissen der deskriptiven Entscheidungstheorie entwickelt sie ein Kategoriensystem, das die Interaktionen in konkreten Beratungssituationen anhand des Entscheidungsverhaltens der beteiligten Akteur*innen abbildet. Dieses Kategoriensystem soll als Grundlage für eine strukturgeleitete Reflexion der Beratungspraxis dienen, was sowohl für die Aus- und Weiterbildung als auch für die Supervision von Nutzen sein kann. Darüber hinaus bietet das Kategoriensystem eine Basis für die Integration und Anwendung Künstlicher Intelligenz in diesem Bereich.

Thorsten Wenzler (externer Promovend)

Im Anschluss an die wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskussion um frühkindliche Bildung ist die Professionalisierung des Erzieherberufs in den Fokus gerückt und es werden tertiäre Ausbildungsgänge für künftige Erzieher und Erzieherinnen eingerichtet. Diese Entwicklung ist zum Teil umstritten. Als Alternative zur durchgängigen Akademisierung des Erzieherberufs wird ein der professionellen Anforderungsstruktur des Berufes adäquates Curriculum für die Fachschule Sozialwesen/Fachrichtung Sozialpädagogik entwickelt. Dies erfolgt auf Basis einer Analyse von Modellen professioneller pädagogischer Kompetenz, der Berücksichtigung curriculumtheoretischer Ansätze und der Bezugnahme auf curricularer Prinzipien für die Entwicklung beruflicher Bildungsgänge sowie über eine Analyse bestehende Rahmencurricula für den Erzieherberuf. Als Ergebnis soll ein Curriculum vorgelegt werden, das diese Referenzen sowie den institutionellen und organisatorischen einer Ausbildung auf Fachschulebene systematisch berücksichtigt.